Alte Fotos des jüdischen Lebens gesucht
04.04.2023
- Die Gemeinde Mainstockheim ist als eine von 15 Gemeinden am Netzwerk „Jüdischer Friedhof Rödelsee“ beteiligt.
Zur Erstellung einer Broschüre benötigen wir noch ein paar „alte Bilder“ von Mainstockheim, idealerweise mit Bezug auf jüdische Mitbürger bzw. der Synagoge.
Wir bitten um Kontaktaufnahme mit
Günter Voit
Hauptstraße 132
Tel. 09321-22810
Schon im Voraus sagen wir herzlichen Dank.
Die ehemalige jüdische Gemeinde in Mainstockheim
- In Mainstockheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Nach einem ansbachischen Schutzbrief (Staatsarchiv Nürnberg) konnten sich Juden erstmals 1535 in Mainstockheim niederlassen. Die Ansiedlung von Juden erfolgte in jener Zeit. Durch den Schutz der Markgrafen von Ansbach und die Familie von Bechtolsheim in Mainsondheim kamen immer mehr Juden nach Mainstockheim. Die Zahl ging immer weiter nach oben, so dass im Jahre 1836 ein Synagogenneubau mit integrierter Schule und wohl auch mit einer Mikwe (jüdisches Tauchbad) notwendig wurde. Im Jahr 1837 waren es 212 jüdische MitbürgerInnen. Aufgrund eines bescheidenen Wohlstandes vieler jüdischer Familien war inzwischen einiges möglich. Die ärmeren Familien konnten mit davon profitieren. In der sogenannten Judenschule im 1. Stock der Synagoge neben der kleinen Wohnung des Lehrers wurden in sehr beengten Verhältnissen bis zu 23 Kinder und Jugendliche in allen Altersstufen unterrichtet.
In der Reichsprogromnacht im Jahr 1938 wurde das Gebäude nur geplündert und nicht gebrandschatzt. Bei einem Brand hätte zu große Gefahr bestanden, dass wegen der engen Bebauung das Feuer auf benachbarte Gebäude übergreift.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die ehemalige Synagoge von einem Industriebetrieb genutzt, 1955 von der Diözese Würzburg gekauft, als katholische Kirche eingerichtet und am 9. Dezember 1956 von Domkapitular Gerber aus Würzburg geweiht.
Ausführliche Materialien zur jüdischen Vergangenheit finden Sie auf den Seiten von Alemannia Judaica.
Außenansicht der Synagoge, Foto: Josef Gerspitzer
Stolpersteine zum Gedenken an Familie Friedmann
25.05.2022
- Am 19. Mai 2022 lud der Bayrische Lehrer- und Lehrerinnen Verband, der Förderverein der ehemaligen Synagoge Kitzingen, die katholische Filialgemeinde St. Gumbert Mainstockheim sowie die Gemeinde Mainstockheim zur Gedenkstunde mit Verlegung von „Stolpersteinen“ für die Familie Friedmann vor der ehem. jüdischen Synagoge Mainstockheim ein. Musikalisch wurde die Veranstaltung von Cellistin Eva Brönner untermalt.
Siegbert Friedmann war der letzte verbleibende jüdischer Lehrer im Landkreis Kitzingen, der trotz Verfolgung in der NS-Zeit in Deutschland blieb und nach Ausbruch des Krieges mit seiner Familie in Mainstockheim lebte.
Bis zu seiner Deportation am 24. März 1942 hielt er den Unterricht für Kinder aus Kitzingen, Mainstockheim und Marktbreit aufrecht.
Friedmann war bis 1925 Volksschullehrer an der privaten Israelitischen Volksschule in Schwanfeld, wo ihm auch die Aufgaben des Kantors und Schächters übertragen wurden.
Im Ersten Weltkrieg diente er von 1916 bis 1918 im Infanterieregiment 4 der 1. Bayerischen Landwehrdivision an der Westfront in Lorraine.
Dem BLLV (Bayrische Lehrer- und Lehrerinnen Verband) trat er am 10.02.1911 in Schwanfeld als Elementarlehrer bei.
Ab 1925 wirkte Friedmann als Hauptlehrer an der Israelitischen Elementarschule in Mainstockheim. Dort wohnte die Familie bis zur Schließung der Schule 1939 im Haus Nr.
113, der Synagoge.
Nachdem der Kitzinger Lehrer Max Heippert 1939 nach Palästina auswanderte, übernahm Siegbert Friedmann den Unterricht in Kitzingen. Er war dort der letzte jüdische Lehrer.
Als Friedmann 3 Jahre alt war verstarb seine Mutter Babette, Sein Vater heiratete in 2. Ehe Therese Heumann.
Siegbert Friedmann hatte fünf Geschwister: Abraham (* 05.03.1866 in Hainsfarth), Arno Aaron 0 24.02.1867 in Hainsfarth, t 1934, Lehrer, Schuhhändler in Ingolstadt und Heimatforscher), Fanny (* 20,12.1868 in Hainsfarth), Benno Benjamin (* 17,09.1870 in Hainsfarth) und Isidor (*11.12.1873 in Hainsfarth).
Siegbert Friedmann war mit Ida, geb. Kissinger (* 15.09.1888), verheiratet.
Sie hatten drei Kinder: Bella (* 10.12.1912 in Hainsfarth) sowie die Zwillinge Ulli und Manfred (* 22.07.1920 in Mainstockheim).
Siegbert Friedmann, seine Frau Ida und seine Tochter Ulli wurden am 24. März 1942 nach Izbica deportiert, wo seine Frau und Tochter verschollen sind, während er selbst nach Minsk verschleppt wurde. Seine ältere Tochter Bella Wallach, geb. Friedmann, und sein Sohn Manfred konnten Deutschland rechtzeitig verlassen.
Bella heiratete, bekam Kinder und Enkel und starb 2004. Manfred war nach Australien ausgewandert, blieb unverheiratet und starb 1990 in Melbourne. Die Geschwister von Siegbert Friedmann sind vermutlich nicht Opfer der Shoa geworden.
Die Stolpersteine befinden sich unterhalb der Gedenktafel, rechts vom Eingang unserer katholischen Kirche. Sie sollen Besuchern und Bewohnern Mainstockheims die Erinnerung an Familie Friedmann ermöglichen.
Eine ausführlichere Biografie der Fam. Friedmann, welche von Fr. Claudia Gonschorek nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt wurde finden sie im rechten Bereich zum Download.
Foto: Thomas Popp